Fachkompetenz gefragt – kopfstand analysiert Bielefelder Kommunalwahl-Plakate
Die Analyse von gestalteten Materialien gehört natürlich zum Agenturalltag: Ob es die zu überarbeitenden Drucksachen eines Neukunden, die neuesten Projekte anderer Kreativer oder aktuelle Designtrends sind – betrachtet und bewertet wird dort oft. Die Anfrage der NW, aktuelle Wahlplakate unter die Lupe zu nehmen, ist dagegen schon ein eher ungewöhnlicher Arbeitsauftrag. Aber es macht ja Sinn, diejenigen zu fragen, die ihr Auge darauf geschult haben: kopfstand fühlt sich jedenfalls geehrt und taucht direkt ein in das Wahlplakatemeer.
Nachdem in den Vorjahren schon andere lokale Designexperten zu Wort kommen durften, kann man in den entsprechenden Artikeln sehen, dass diese durchaus als Quelle genannt und zitiert werden. Hier gibt es also zwei Ebenen: Fachlich gut abliefern hinsichtlich der Bewertung der Plakate, möglichst politisch neutral und die Agentur kopfstand als Absender so auftreten lassen, wie sie auch ist: professionell, strukturiert und sachlich. Die verschiedenen Ebenen im Blick zu behalten ist bei Textarbeiten immer wichtig, besonders aber wenn es um PR-Texte geht. Hier spielt niemals nur der Inhalt eine Rolle, sondern es geht auch und oft vor allem darum, wie sich durch den Text der Absender positioniert. kopfstand kümmert sich bei Interesse übrigens auch gerne um Ihre Texte (auch SEO-optimiert).
Wie analysiert man denn ein Wahlplakat? Was kopfstand gemacht hat.
Die Analyse eines Wahlplakates aus gestalterischen Gesichtspunkten beginnt bei den Basics: Form, Farbe, Schrift – und führt weiter zu Informationsarchitektur: Was wird priorisiert, wie ist die Gewichtung. Das wirkt nicht besonders kompliziert, aber in diesen Grundelementen stecken schon viele Entscheidungen, die eine Menge aussagen. Gerade diese Basisentscheidungen wirken unterbewusst und direkt auf den Betrachter, daher ist die Analyse besonders spannend. Ob eine Optik modern oder heimelig, kühl distanziert oder herzlich warm ist, das alles kann man hier schon ablesen. Auch welche Prioritäten gesetzt wurden: Liegt die Priorität auf dem großen Portrait des Kandidaten oder eher bei den Inhalten?
Dann folgen die übergeordneten Analyse-Themen: Passt die Form zum Inhalt? Gibt es überhaupt einen Inhalt, oder wirkt das Plakat rein visuell? Was sagt die Bildsprache aus? Und immer wichtig: Wer ist der Adressat? An wen richtet sich dieses Plakat vermeintlich? Ist das Plakat plakativ genug, kann es im Straßenbild schnell erfasst werden? Spannend für einen Zeitungsartikel, welcher ja vielleicht sowohl fundiert, als auch unterhaltsam sein darf: Wurden hier Designfehler verbrochen? Passt die Message irgendwo so gar nicht zur Form? Es gibt in diesem Kommunalwahl-Plakate-Dschungel alles: Wuselige Plakate, sehr plakative reine Textplakate, Plakate mit Illustrationen, Plakate ohne Textmessage mit dem Fokus auf dem gut inszenierten Kandidatenportrait und vom Kontrahenten ganz klare Wahlversprechen, die noch über dem Portrait stehen.
Das Fazit von kopfstand liest sich dann so: Die Plakate der CDU, FDP und Grünen sind professionell gestaltet und fotografiert, also im eigentlichen Sinne handwerklich professionell. Teilweise gibt es Abzüge bei der Lesbarkeit der Textelemente (Grüne), dort sind allerdings die Zielgruppen sehr klar definiert und werden mit den illustrierten Plakaten erreicht. Das Plakat der SPD wirkt visuell nicht professionell gestaltet, ist aber inhaltlich absolut durchdacht und hat eine klare Zielgruppe, die zur Partei passt. Dadurch spielt es in einer anderen Liga, als beispielsweise die Plakate der kleineren Parteien. Die Linke hat ihre Plakate auch sehr gut auf die klassischen Zielgruppen zugeschnitten, allerdings wirkt die Umsetzung des Kandidatenplakats fast unbeholfen. Zu viele Inhalte auf kleinem Raum und optisch sehr weit weg von der Gestaltung der eigenen Wahlversprechen.
Wichtige Frage: Sind Plakate für das Ziel in der heutigen Zeit noch sinnvoll?
Wer etwas weiter denkt, fragt sich vielleicht, ob Wahlplakate in unseren digitalen Zeiten noch sinnvoll sind? Sie sind teuer und produzieren Arbeitsaufwand und Müll. Auch dazu macht sich kopfstand Gedanken. Plakate begegnen uns im Stadtbild, auf den täglichen Wegen. Bewusst oder unbewusst zwingen sie uns, uns damit auseinanderzusetzen, welchen Eindruck und welche Werte oder sogar welche konkreten Pläne die Parteien haben. Dies ist durch fast nichts zu ersetzen. Politikverdrossenheit ist leider real, die Informationen sind zwar im Netz frei zugänglich, aber nicht jeder schaut aktiv nach. Daher halten wir Plakate auch heutzutage für eins der wichtigsten Wahlkampfwerkzeuge.
Am Ende des Tages geht das korrekturgelesene, gut gestaltete Analyse-PDF an die Lokalzeitung.
Und zu guter Letzt: Was findet sich daraus in der NW wieder? Wie wird kopfstand dort dargestellt?
Spannend ist es dann zu verfolgen, wie eine Zeitung mit den gelieferten Inhalten umgeht. Dreht sie kopfstand die Worte im Mund um, so dass die Agentur weniger professionell und eher reißerisch wirkt – für die Klicks? Wird kopfstand überhaupt zitiert werden, oder war die Arbeit umsonst? Wenige Tage später erscheinen die beiden Artikel: In der Samstagsausgabe erscheint ein halbseitiger Bericht im Lokalteil und eine ausführlichere Analyse ein paar Seiten weiter. Die Analyse besteht quasi wörtlich aus dem von kopfstand gelieferten Text, aber ganz korrekt wird die Agentur auch als Absender in der Unterüberschrift genannt. Klein kommen noch drei Privatpersonen mit ihren Meinungen zu den Wahlplakaten zu Wort, 90% des Artikels ist aber die Analyse aus der Feder von kopfstand. Der halbseitige, ausformulierte Artikel zitiert kopfstand an mehreren Stellen als Expertenmeinung neben weiteren Fachpersonen – ganz sachlich und so, wie es auch gemeint war. Das ist eine rundum gute Erfahrung mit den lokalen Medien! Die „etwas andere“ Aufgabe hat Spaß gemacht und das Ergebnis kann sich sehen (und lesen) lassen.